Thursday 24 January 2013

Größter Ausfall von Teilen des Telekommunikationsnetzes in Deutschland seit dem 2. Weltkrieg - NRW: Blackout legt die Netze im Siegerland lahm


Propagation of Virtual Space
Die wenigsten werden es mitbekommen haben, denn in den meisten Medien – abgesehen von ein paar Regionalzeitungen – wurde davon nicht berichtet: Im Siegerland und teilweise angrenzenden Regionen ist am Montagmorgen das komplette Festnetz, D1-Mobilfunknetz und Internet nicht mehr erreichbar gewesen. Auch am Dienstag waren noch über 90.000 Anschlüsse betroffen, bis Donnerstag waren noch immer nicht alle Probleme behoben. Das ist der größte Ausfall von Teilen des Telekommunikationsnetzes in Deutschland seit dem 2. Weltkrieg. Nicht einmal die Notrufnummern 110 und 112 waren mehr erreichbar. 

Von Jarkheld
Wie gut es ist vorbereitet zu sein, konnte dieser Tage in einem echten Ernstfall hautnah ausprobiert werden.
Zu dem Ausfall kam heftiger Schneefall und Eisglätte – eine wirklich gefährliche Kombination sollte jemand in eine Notsituation kommen oder ein Unfall passieren. Man könnte meinen das würde schon für die eine oder andere Schlagzeile sorgen, tat es aber nicht. Die Frage ist warum? Wahrscheinlich, weil erst in dieser Lage klar wird, wie abhängig man doch ist. Und das soll besser verschwiegen werden.
Am frühen Montagmorgen fing eine kleine Platine eines Schaltschranks der zentralen Verteilerstation der Telekom in Siegen Feuer, welches sich ausbreitete. Die angerückte Feuerwehr war schnell zur Stelle und schaltete vorsorglich den Strom im Gebäude ab. Beim Beginn der Löscharbeiten wurde jedoch übersehen, dass die Kondensatoren in den Schaltschränken noch aufgeladen waren. Resultat waren zwei durch Stromschläge verletzte Feuerwehrleute und ein ganzes Stockwerk mit der gesamten Technik zur Telekommunikation im Siegerland unter Feuer, welches auch im Verlauf auch noch in die Kabelschächte eindrang. Damit war der zentrale Telekommunikationsknotenpunkt im Siegerland ausgefallen.
Quelle: Wikipedia
Alles halb so wild, sollte man meinen. Ein paar Tage ohne Internet und Telefon wird schon kein Problem sein. Aber die Probleme fingen sofort an, denn die Behörden hatten selber keinen Funk mehr. Der erst vor wenigen Jahren teuer angeschaffte digitale Funk wurde ebenfalls über den Telekomknoten geleitet. Auch die Bürger überhaupt über den Ausfall zu informieren gestaltete sich schwierig. Normalerweise sehen die Krisenpläne vor, dass die Bürger die Rundfunkgeräte einschalten sollen und dort auf Durchsagen achten soll. Der lokale Radiosender „Radio Siegen“ konnte aber nicht mehr senden, da auch sein Signal durch den Verteiler geht. Zum Glück war der WDR nicht betroffen und konnte somit immer den aktuellen Stand durchgeben.
Umgekehrt war es den Bürgern nicht mehr möglich die Behörden zu informieren, da auch die Notfallrufnummern komplett ausfielen. Die Idee Katastrophenwarnungen mittels SMS oder gar Facebook oder Twitter an die Bevölkerung weiter zu geben, lassen in dem Zusammenhang am Sachverstand einiger Politiker, die das vorschlagen, zweifeln. Ebenso hilflos sah dann auch der Versuch der Feuerwehr Siegen-Weidenau aus über Facebook Updates über ein anderes Mobilnetz zu veröffentlichen. Darauf konnten auch nur Leute zugreifen, die über ein anderes Mobilnetz verfügen. Und die waren zumindest mobil nicht direkt betroffen vom Ausfall und konnten das zumindest so weitererzählen.
Der eingerichtete Krisenstab hat allerdings gute Arbeit geleistet – alle Rettungsstationen und Feuerwehren waren besetzt worden, die Polizei ist mit allen verfügbaren Streifenwagen ausgerückt und im großen Umfang auf Fußstreife gegangen, um als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Zusätzliche Polizeikräfte wurden aus den umliegenden Regionen ebenfalls angefordert um Durchsagen durchzuführen. Die Radiosender des WDRs, die senden konnten, gaben Infonummern heraus, die anstelle der Notrufnummer gewählt werden konnten. Von dort wurden die Gespräche dann weitergeleitet an (teilweise private) Handys in anderen Mobilnetzen von entsprechenden Mitarbeitern der Behörden und Einrichtungen. Aber auch dort konnte nur anrufen, wer jemanden gefunden hatte, der nicht im D1-Netz war. Die Notrufnummer 112 konnte dann gegen frühen Nachmittag umgeleitet werden auf andere Mobilnetze und war zumindest von allen Handys aus wieder erreichbar.
Richtig problematisch stellte sich dann für viele Menschen überraschend eine ganz andere alltägliche Handlung heraus: das Bezahlen beim Einkauf. Da viele Personen heutzutage bargeldlos mittels EC-Karten zahlen, standen diese vor einem unerwartet großen Problem, denn mit diesen ging gar nichts mehr, da beim elektronischen Zahlen auch jedes mal eine Verbindung zu einem Server aufgebaut wird über den dann der Bezahlvorgang online abgerechnet wird. Aber auch der Gang zum Geldautomaten brachte nicht den gewünschten Erfolg, denn auch die sind online verbunden und standen dementsprechend nicht zur Verfügung. Diejenigen die sich davon nicht unterkriegen lassen wollten und noch zur Bank gegangen sind, haben dort die nächste große Überraschung erlebt: Ein Großteil der Geschäftsstellen hatte kurzerhand geschlossen, um den Kunden aus dem Weg zugehen, denn auch dort gab es kein Geld. Die Buchungsvorgänge in den Banken laufen ebenfalls online zu Servern die sonst wo stehen und somit konnten auch sie kein Geld auszahlen. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens der eine oder andere daraus was lernt und sich lieber wieder auf das Bargeld verlässt. An dieser Stelle wird, selbst ohne an Verschwörungen zu denken, klar, warum wir niemals zu lassen dürfen, dass das Bargeld durch Plastikkarten abgelöst wird.
Es klingt vielleicht im ersten Moment alles unspektakulär, schließlich handelt es sich nur um den Ausfall des Telekomnetzes im Siegerland. Außer das vielleicht ein paar Menschen den Tag hungernd verbringen mussten, weil sie keine Vorräte und kein Geld hatten sich welche zu kaufen, und bei einigen Personen sich latenter Internetentzug bemerkbar machte, ist alles glimpflich abgelaufen. Vielleicht auch grade wegen der Siegerländer Mentalität „Hal Ruh’ und schiss d’r Hund dropp“ und der Tatsache das Strom sowie andere Mobilfunknetze noch funktionierten ist alles ruhig verlaufen. Doch die Frage ist: was passiert, wenn so etwas Deutschlandweit passiert? Womöglich im Rahmen eines kompletten, mehrere Tage bis Wochen anhaltenden, Stromausfalls? Wenn keine Reserven zur Verfügung stehen? Wie werden die Menschen dann reagieren, wenn sie nichts zu essen haben und es langsam kalt in der Wohnung wird, weil auch die Heizung ausgefallen ist?
Eines ist jedoch sicher: Sorgen um eventuelle Hamsterkäufe und leere Regale mache ich mir keine mehr. Die meisten haben sich mittlerweile so weit vom Bargeld gelöst, dass sie gar nicht genug Bargeld haben um in einem solchen Fall zu Hamstern. Sorgen machen mir im Moment nur diejenigen, die vorgesorgt haben: sie werden leicht zu erkennen sein an einem breiten Grinsen. Ich bekam es jedenfalls nicht aus dem Gesicht, als ich beim Einkauf der einzige in der Warteschlange war, der auch zahlen konnte. Mit entsprechender Vorbereitung läuft so ein Ernstfall ganz entspannt, nur das Grinsen muss ich mir noch abtrainieren…

Quelle des Artikels: iknews (24.01.2013)

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