Tuesday 16 July 2013

Eurozone – vor dem Absturz wird nochmal zugeladen



Wie man es auch dreht und wendet, ab Neujahr 2014 wird der baltische Kleinstaat in der Eurozone willkommen geheißen. Warum diese Gastfreundschaft europäischer Kommisare und Finanzminister? Die Redakteure der Finanzwebsite hartgeld.com äußern dazu gewohnt trocken ihre Meinung: „Das Euro-Ponzi braucht neue Spieler.
Ganz so deutlich äußert man sich in der Tagesschau natürlich nicht, doch eine gehörige Portion Skepsis kommt auch von dort: „Auch der jetzt beschlossene Beitritt Lettlands zum Eurozonen-Club ist höchst problematisch. Kritiker fürchten bereits ein zweites Zypern. Zwar gelang es auch Lettland, mit Ach und Krach die Maastricht-Kriterien zu erfüllen. Doch sogar die EZB warnt: Die Konvergenz werde nicht lange halten.http://www.tagesschau.de/wirtschaft/euroschau166.html
Einfach zu erklären sind solche Entscheidungen der Brüsseler Eliten nicht. Es kann jedoch über einzelne Aspekte gemutmaßt werden, wie beispielsweise, dass die massenpsychologische Komponente hier mehr Gewicht haben dürfte als Volkes Meinung: man möchte beruhigende Signale senden und Normalität in Zeiten von Aufruhr und Umbruch suggerieren. Denn ein System, das so fröhlich ausgebaut wird, kann doch schließlich gar nicht so marode sein, oder? Zumindest den einen oder anderen Staatsbankrott wird es ja wohl schon auffangen können. Oder war da nicht ohnehin die Gefahr gebannt? Schließlich war in der Qualitätspresse von drohenden Staatsbankrotten in Griechenland, Italien, Portugal, Spanien oder Zypern schon länger nichts mehr zu lesen. Ganz zu schweigen vom Zusammenbruch der Eurozone: wer redet derzeit noch über einen Austritt Griechenlands oder gar Deutschlands?
Nein, stattdessen setzt man an ein bis vor kurzem weithin für abbruchreif gehaltenes Gebäude überraschend ein paar neue Stockwerke obendrauf. Und zusätzlich erweitert man den Prachtbau noch um einen neuen Seitenflügel: Kroatien heißt das neueste Schmuckstück, dass die EU seit Anfang dieses Monats bereichert. Auch diese Integration geht mit reichlich Bauschmerzen einher, nicht nur weil das Land in Sachen Schulden auch schon beim Verkauf des Tafelsilbers angelangt ist, sondern auch weil es in der weltweiten Korruptionsstatistik ganz vorne mitmischt (http://www.format.at/articles/1327/931/361535/das-eu-mitglied-kroatien-staatsbankrott). Den Euro will der halb bankrotte Balkanstaat ebenfalls so schnell wie möglich einführen.
Doch dank der emsigen Baumaßnahmen am Turm zu Brüssel bekommen Passanten, die keinen Blick ins Innenleben des Gebäudes werfen können, nicht viel von diesen störenden Zwischentönen mit. Und wer kommt schon auf die Idee, dass gleich nach Fertigstellung des Baus schon wieder der Abriss folgen könnte? Geschweige denn der Einsturz …
Wenn also alle beruhigt weitergehen und nicht zu lange stehen bleiben, fällt auch nicht weiter ins Gewicht, dass sowohl die neuen als auch die alten Bauteile erhebliche Mängel bergen und bei seriöser Prüfung nicht zu verantworten wären. Dass manche Spatzen immer noch von den Dächern pfeifen, dass die allgemeine Schieflage den Währungsraum nach wie vor in Richtung Zusammenbruch rutschen lässt, stört da nur am Rande. Einer dieser Rufer in der Wüste ist der Deutsche-Bank-Spitzenökonom Thomas Mayer, der feststellt, dass die Eurozone sich in „Richtung postsowjetisches Rubelrussland“ entwickelt (http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/deutsche-bank-oekonom-mayer-eurozone-ist-auf-dem-weg-zu-postsowjetischem-rubelrussland_aid_1042720.html). Das heißt nichts anderes, als dass Mayer das Ende des Euro und ein ähnliches Chaos wie in der mafiösen Jelzin-Ära herannahen sieht.
In dieser Situation braucht die EU jeden Steuerzahler den sie kriegen kann, auch wenn der in einem Staat lebt, der selbst schon im Siechtum liegt und nur noch über Reste einer Steuern zahlenden Bevölkerung verfügt. Jede Brieftasche, die den Schuldenpoker des Finanzsektors wenigstens noch eine Runde weiter alimentieren kann, ist ein Strohhalm, der Halt bietet.
Doch doch, es wird in Euroland schon alles in bester Ordnung sein, wenn die Schreckensmeldungen jetzt erst einmal durch europäische Aufbruchsstimmung ersetzt werden. Oder sollte man doch lieber „notdürftig überdeckt“ sagen?
Quelle: krisenvorsorge (16.07.2013)



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