Tuesday 15 November 2011

Die internationale politische Agenda & die Medien 2 (Reed Elsevier)

Dies ist ein Nachtrag zu dem vorigen Artikel "Die internationale politische Agenda & die Medien (Kronberg Talks & Bertelsmann Stiftung)".


In diesem Falle geht es um das Niederländische Verlagshaus Elsevier mit Sitz in Amsterdam, welches zum Medienkonzern Reed Elsevier gehört. Hier ein paar Firmeninformationen von Reed Elsevier (Wikipedia - Deutsch / Englisch):



Der Medienkonzern Reed Elsevier ist einer der weltgrößten Anbieter von Online-Datenbanken und eines der größten Verlagshäuser weltweit.
Reed Elsevier entstand im Januar 1993 aus dem Zusammenschluss von Reed International und Elsevier NV. Die Gruppe beschäftigt über 36.000 Mitarbeiter in über 200 Niederlassungen. Sie betreibt über 3000 Websites. Im Jahr 2006 betrug der Umsatz 5,398 Milliarden GBP


Hier eine Übersicht der Elsevier Homepage:





Der Medienkonzern gibt auch Anlass zu Kritik. Einer der Kritikpunkte ist z.B. die aggressive Preispolitik des Unternehmens, gerade im Bereich von Zeitschriften und Journalen.
Weiterhin wurde der Konzern dafür kritisiert, dass er in die Organisation militärischer Waffenmessen involviert war, wie die New York Times 2005 berichtete:


Ironischerweise kam die Kritik von den Editoren eines der eigenen Journale. 
In 2007 ist dann folgendes passiert (Auszug aus Wikipedia):



Defence exhibitions

Members of the medical and scientific communities, which purchase and use many journals published by Reed Elsevier, agitated for the company to cut its links to the arms trade. Two UK academics, Dr. Tom Stafford of Sheffield University and Dr Nick Gill, launched petitions calling on Reed Elsevier to stop organising arms fairs. A subsidiary, Spearhead, organised defence shows, including an event where it was reported that cluster bombs and extremely powerful riot control equipment were offered for sale.
In February 2007, Richard Smith, former editor of the British Medical Journal, published an editorial in the Journal of the Royal Society of Medicine, arguing that Reed Elsevier's involvement in both the arms trade and medical publishing constituted a conflict of interest.He suggested that if academics began to disengage with Reed Elsevier, the company would be likely to end their arms fairs, as arms fairs only comprise a small proportion of their business.
On 1 June 2007, Reed Elsevier announced that they would be exiting the Defence Exhibition business during the second half of 2007.
This means that the company no longer organises arms fairs around the world. The decision followed a high-profile campaign, co-ordinated by CAAT, which highlighted the incompatibility of Reed's involvement in the arms trade and their position as the number one publisher of medical and science journals and other publications. CAAT welcomed the decision and applauded the board of Reed Elsevier for recognising the concerns of its stakeholders.



Es gab also immensen Druck auf Reed Elsevier, aus dem Geschäft mit diesen Verteidigungs- oder Waffenmessen auszusteigen - u.a. mit dem Argument, dass diese Waffenmessen ja nur ein kleiner Teil des gesamten Geschäftes darstellen, und dass es einen Interessenkonflikt darstellen würde, gleichzeitig in Waffenhandel und Medizinischen Publikationen zu operieren.
Reed Elsevier hat das also sehr ernst genommen und angekündigt, in der zweiten Hälfte von 2007 aus dem Defence Exhibition-Geschäft auszusteigen. 


Anfang Maerz 2008 (also kurz nach der Waffenmessenepisode, s.o.) gab es dann folgende News in The Scientist: "Elsevier expands biopharma base" 




Aha? Naja, obwohl, wie oben erwähnt, die Waffenmessen ja nur einen kleinen Teil des Reed Elsevier Geschäftes darstellten, müssen sie ja an anderer Stelle wieder eingenommen werden, richtig? Der auch nur marginal gebildete Wirtschaftler weiss nämlich, dass das oberste Ziel einer Firma die Maximierung des Profits ihrer Eigentümer ist, und nichts anderes. Höchstwahrscheinlich diskutiert sich jeder MBA-Student im Laufe seines Studiums durch die Frage des realen und/oder ethischen Für und Widers dieser Tatsache, auf die es keine richtige oder falsche Antwort gibt. Am Ende zaehlt, wie man das für sich persönlich sieht, und seine Antwort entsprechend begründet.
Auf jeden Fall bedeutet das aber, dass das Wort "Maximierung" keinen Verlust beinhaltet, und da fast alle Firmen ihr Produkt- oder Serviceportfolio bzw. Industrien, in welchen operiert wird, diversifizieren, kann das ein Medienkonzern natürlich auch. Also wird die Biopharmazeutische Basis durch den Zukauf des führenden Biotech und Pharma Business Intelligence-Anbieters Windhover Information, Inc. erweitert.


Die naechste Headline stammt dann von April 2009 von theage.com.au und The Scientist







Elsevier wurde vor einem Gericht in Australien angeklagt, Gelder von Merck für die Veröffentlichung von gefälschten Journale zu erhalten. Im Prinzip wird das auch zugegeben (siehe Auszug aus Wikipedia):


In May 2009, Elsevier Health Sciences CEO Hansen released a statement regarding Australia-based sponsored journals, conceding that these were "sponsored article compilation publications, on behalf of pharmaceutical clients, that were made to look like journals and lacked the proper disclosures." The statement acknowledged that this "was an unacceptable practice."


Also zusammengefasst, die Journale waren von Merck gesponsert (d.h. Geld ist geflossen), und wurden rein zu marketing-technischen Gründen benutzt - um die eigenen Produkte zu promoten. Merck ist also Kunde von Reed Elsevier, und bei einem guten Unternehmen ist der Kunde selbstredend König.
Wohingegen vorher die Frage gestellt wurde, inwiefern Waffengeschäft mit medizinischer Literatur in Verbindung gebracht werden kann, was ja auch zwei völlig entgegengesetzte Wirtschaftszweige sind, stellt sich nun diese Frage nicht mehr. Medizinische Literatur verträgt sich thematisch ausgezeichnet mit Biopharmazie und fällt irgendwie in den gleichen Sektor. Auf jeden Fall war das eine beachtliche Strategie-Aenderung von Reed Elsevier, zumindest augenscheinlich.
Allerdings scheint eine ganz andere Gefahr zu bestehen. Wenn ein grosser Teil der Studierenden, Forschern etc. mit Literatur versorgt wird, bei der das Risiko besteht, dass sie biased oder nicht neutral/unvorbelastet ist und dem ganzen auch noch wirtschaftliche Interessen zu Grunde liegen, dann besteht die reale Gefahr, dass Wissen ver- oder gefälscht werden kann, und das auf globaler Ebene.
Weiterhin zeigt sich auch im Falle des Medienkonzerns Reed Elsevier, genau wie bei der Bertelsmann AG/Stiftung, dass es direkte Verbindungen zwischen Medien, Politik/Militär und Wirtschaft gibt, die sich möglicherweise schädlich für uns, die Verbraucher, auswirken.







Monday 14 November 2011

Amerikas Chemische, Biologische und Psychologische Kriegsführung, oder: Lügen Regierungen, und stört es jemanden?

Im Zuge verschiedener Ereignisse werfen Menschen immer wieder Fragen bezüglich des Hergangs oder den Resultaten auf, oder sind geplagt von Zweifeln an der Validität der bereitgestellten Informationen. So geschieht es auch mit monumentalen, zeitgenössischen  Events wie dem Kollaps des World Trade Centers an 9-11 (11 September 2001), den Aufständen im Zuge des Arabischen Frühlings, oder der Beschuldigung des Irans durch die USA und Verbündete (wie Israel, UK, Frankreich und Deutschland) bezüglich des vermeintlichen Iranischen Atomprogramms.


Diese Ereignisse werden in separaten Blog-Artikeln diskutiert werden, denn in diesem Artikel geht es um das Thema der Biologischen, chemischen und psychologischen Kriegsführung der USA, und damit verbunden die Frage, ob Regierungen generell, und die US Regierung im speziellen, ihre eigenen Bürger und den Rest der Welt anlügen würden, bzw. eigenen Bürgern bewusst Schaden zufügen würden. Es geht dabei um konkrete und bekannte Fälle, welche bewiesen sind und für die Informationen vorliegen. Es gibt auch viele akademische Forschungsartikel dazu. 


Chemische Kriegsführung der USA                                                                                   


(1962 - 1971)
Das bekannteste Beispiel des Einsatzes Biologischer Waffen ist das durch die US-Regierung im Vietnam-Krieg eingesetzte Entlaubungsmittel Agent Orange, produziert durch die Firmen Monsanto und Dow Chemicals.
Umfassende Information gibt es auf Wikipedia in einem Artikel, mit Quellenangaben aus ueber 100 qualitativ hochwertigen Quellen:
Deutsche Sprache (Kurzform, keine Quellen)
Englische Sprache (Volle Fassung mit ueber 100 Quellen)


Hier ein Auszug:

Zwischen 1962 und 1971 wurden im Vietnamkrieg von der US-Luftwaffe bei der Operation „Ranch Hand“ („Landarbeiter“), die im Jahre 1961 von John F. Kennedy autorisiert wurde, mehr als 6.000 Einsätze mit verschiedenen Entlaubungsmitteln durchgeführt. Agent Orange wurde aus Flugzeugen oder Helikoptern von Januar 1965 bis April 1970 versprüht.[3] Das Ziel war die Entlaubung der Wälder, um einerseits Verstecke und Versorgungswege des Gegners aufzudecken (Ho-Chi-Minh-Pfad) und andererseits eigene Militärbasen und Flugplätze im dichten Dschungel erweitern zu können. Darüber hinaus wurden auch Ackerflächen besprüht, um dem Feind die Nahrungsgrundlage zu entziehen.
Agent Orange wurde unter anderem von den US-Firmen Dow Chemical und Monsanto hergestellt und geliefert. Wegen des enormen Bedarfs kam es bald zu Lieferschwierigkeiten. Zwischenprodukte für die Herstellung von Agent Orange wurden auch von der deutschen Firma Boehringer Ingelheim und vom tschechischen Unternehmen Spolana in Neratovice bezogen. Laut einem Artikel des Nachrichtenmagazins Der Spiegel von 1991 lieferte Boehringer Ingelheim 1967 eine Menge von 720 Tonnen Trichlorphenolatlauge an Dow Chemical.[1] Der Einsatz von Agent Orange erreichte seinen Höhepunkt in der intensivsten Phase des Krieges in den Jahren 1967 und 1968.


Die aufmerksamen, gebildeten, kritischen Leserinnen und Leser, welche sich die Zeit nehmen, die in diesem Blog genannten Quellen (v.a. Wikipedia) eingehender zu lesen, und auch die Quellen dieser Seiten zu prüfen, werden nicht nur feststellen, dass es hierbei um Geschichte und keine "Verschwörungstheorie" geht. Sie werden im Zusammenhang mit Agent Orange folgendes feststellen:
  • Die schädliche Wirkung von Agent Orange war bekannt. Hier ein Auszug aus "The Globe and Mail"But the chemical concoction killed more than plants; laced with dioxin, it was one of the more toxic substances known to humanity – so toxic, in fact, that the man who invented Agent Orange spent much of his life trying to keep it from being used.
  • Ca. 400.000 Menschen in Vietnam wurden getötet, ca. 500.000 mit Gen-Defekten geboren. Hier ein paar Videos zu den Schaedigungen durch Agent Orange, die heute immer noch anhalten (mittlerweile 3. Generation): Video 1, Video 2, Video 3
  • Zig-Tausende Amerikanischer Soldaten waren betroffen (39.419 haben nach dem Krieg auf Kompensation geklagt; bis 1993 wurde an 486 Opfer Wiedergutmachung gezahlt)
  • Die US Regierung weist bis heute jede Verantwortung von sich. Vietnam hat keinerlei Reparationszahlungen erhalten.
  • Die Produzenten von Agent Orange (Monsanto, Dow Chemicals) wurden gerichtlich zu Geldstrafen bzw. Schadensersatz verurteilt (z.B. 2006 in Südkorea) - weisen öffentlich aber auch die Schuld von sich. Obwohl deren eigenen Forschungsresultate bewiesenermassen gefälscht wurden.
Niemand ist also fuer diese düstere Episode zuständig, niemand ist verantwortlich, und das, obwohl die Beweise vorliegen. Wenden wir uns nun dem nächsten Thema zu.



Biologische Kriegsführung der USA                                                                                   

Die Quelle dieses Abschnitts ist der akademische Artikel "The history of biological warfare" aus Science & Society. Hier die Referenz:


EMBO Rep. 2003 June; 4(Supp1): S47–S52.



Der Artikel kann ueber PubMed Central / EMBO reports, oder ueber diesen direkten Downloadlink geladen werden.


Hier ein Auszug (S. 48), der die Frage beantwortet, ob und inwiefern die US-Amerikanische Regierung / Militär auch eigenen Bürgern Schaden zufuegen würde:



Soon after the war, the US military started open- air tests, exposing test animals, human volunteers and unsuspecting civilians to both pathogenic and non-pathogenic microbes (Cole, 1988; Regis, 1999). A release of bacteria from naval vessels off
the coasts of Virginia and San Francisco infected many people, including about 800,000 people in the Bay area alone. Bacterial aerosols were released at more than 200 sites, including bus stations and airports. The most infamous test was the 1966 contamination of the New York metro system with Bacillus globigii— a non-infectious bacterium used to simulate the release of anthrax—to study the spread of the pathogen in a big city.

Laut MedicineNet.com bedeutet:


Nonpathogenic = Kann keine Krankheiten verursachen
Pathogenic        = Kann Krankheiten verursachen


Der obige Abschnitt wird durch den Artikel (engl. Sprache) "The History of Bioterrorism in America" bestätigt.
Wer jetzt also glaubt, die US-Regierung, oder besser, das US Militär, würde aus militärischen Gruenden nicht davor zurückschrecken, der eigenen Bevölkerung Schaden zuzufügen, sollte seine Meinung überdenken. 





Psychologische Kriegsführung der USA                                                                           

Hierzu werden Auszüge aus der Literatur des New York Times Reporters und Pulitzer Preis sowie National Book Award - Preisträgers Tim Weiner und seinem Buch Legacy of the Ashes: The History of the CIA herangezogen.


Hier ein Auszug (von radiosurvivor.com):


For four weeks, starting on May Day 1954, the CIA had been waging psychological warfare in Guatemala through a pirate radio station called the Voice of Liberation, run by a CIA contract officer, an amateur actor and skilled dramatist named David Atlee Phillips. In a tremendous stroke of luck, the Guatemalan state radio station went off the air in mid-May for a scheduled replacement of its antenna. Phillips snuggled up to its frequency, where listeners looking for the state broadcasts found Radio CIA. Unrest turned to hysteria among the populace as the rebel station sent out shortwave reports of imaginary uprisings and defections and plots to poison wells and conscript children.


Dieser Abschnitt besagt also, dass die CIA in Guatemala Psychologische Kriegsführung betrieben hat, und durch die Verbreitung von falschen Informationen in der Öffentlichkeit eine allgemeine Unruhe zu Hysterie aufgestachelt habe. Im Vergleich zu dem zuvor genannten Agent Orange erscheint dieser Abschnitt gar nicht einmal so "schlimm". Stellt man sich diese Art der Kriegsführung aber zum Beispiel vor dem Hintergrund des Arabischen Frühlings vor, kann diese Bewegung aber auch in einem ganz anderen Licht erscheinen.


Eine andere Episode der psychologischen und/oder biologischen Kriegsführung ist die folgende:


Yellow rain (umfassender Wikipedia-Artikel liegt in Englisch vor)


Bei diesem politische Vorfall, beginnend 1975, hatte die US Regierung die damalige Sowjetunion beschuldigt, T-2 mycotoxin zur Aufstandsbekämpfung an die Kommunistenstaaten Vietnam und Laos zu liefern. Leider fehlten, wie sich nach umfassenden Untersuchungen herausstellte, die Beweise, um die Anschuldigungen zu belegen, und andere Staaten zweifelten an diesen Anschuldigungen. Hier ein Auszug eines deklassifizierten CIA Reports, der direkt von der CIA Webseite (www.foia.cia.gov) heruntergeladen werden kann.




Laut Wikipedia (der Artikel referenziert 37 Quellen) existieren 2 Standpunkte zur 'Yellow Rain'-Kontroverse:
Die einen sehen die Anschuldigungen als falsch an oder schlichtweg widerlegt (gestützt auf viele Forschungsergebnisse). 
Die anderen (d.h. die US Army, die sich dabei auf 'Expertenmeinung' beruft) hält an der Aussage fest, dass T-2 mycotoxin als Kampfstoff verwendet wurde, die USA es aber nicht beweisen könne, 


Der Autor hofft, den werten Lesern nun zumindest Einblicke in die Welt der Kriegsführung gegeben zu haben und zu zeigen, dass Krieg nicht ausschliesslich darin besteht, wenn sich zwei benachbarte Länder gegenseitig be- und zerbomben. Auch gibt es zu jedem Krieg einen Pretext, eine Vorgeschichte, welche notwendig ist bzw. es rechtfertigt, einen Krieg überhaupt zu beginnen. Also kann diese Vorgeschichte selbst eigentlich schon als Teil des Krieges betrachtet werden.


Je mehr man über vergangene Kriege liest, umso mehr muss man erkennen, dass Kriege oft oder immer mit verschiedenen, nennen wir es Begleitumständen, einhergehen, wie (selbstgestrickter) Terror, falsche Anschuldigungen etc. - gerade bei der Fabrikation des Pretexts. Hier ein Auszug zu Henry Wilde, US Foreign Service Officer im Ruhestand:


Henry Wilde, a retired US Foreign Service Officer, has drawn parallels between the use of yellow rain allegations by the US government against the Soviet Union and the later exaggerated allegations on the topic of Iraq and weapons of mass destruction. Wilde considers it likely that states may again "use rumors and false or planted intelligence of such weapons use for propaganda purposes." and calls for the establishment of a more rigorous inspection process to deal with such claims.


An dieser Stelle möchte ich nochmals auf die im Titel gestellten Fragen zurückkommen, nämlich:


Lügen Regierungen, und stört es jemanden?


Diese Beispiele, welche allesamt bekannt sind und keine "Geheiminformationen" darstellen, zeigen eindeutig, dass Regierungen (in diesem Beispiel die US-Amerikanische Regierung) oft die Wahrheit zurückhalten oder schlicht die (sogar internationale) Öffentlichkeit belügen. Selbst unter einer drückenden Beweislast wird auf den absurdesten Standpunkten beharrt und wirre Theorien geliefert. Und es scheint in der Tat niemanden zu stoeren. Oder doch? Ist eigentlich auch egal, denn wo kein Kläger, da kein Richter. Und wo kein Richter, da kein Henker.


Und am besten hat man es, wenn man selbst der Kläger, der Richter und der Henker gleichzeitig ist. Man klagt andere einfach an, spricht das Urteil dann selbst und hängt sie. Sounds familiar? Golf, Irak, Afghanistan, Libyen, Iran (folgt bald?) - sind zumindest Kandidaten, bei denen man derlei Vermutungen durchaus machen darf, ohne sich schlecht fuehlen zu muessen.

Sunday 13 November 2011

Die internationale politische Agenda & die Medien (Kronberg Talks & Bertelsmann Stiftung)

Über den Begriff "New World Order" wird viel diskutiert, und die meisten Menschen werden die Thematik sicherlich in den Bereich der Verschwörungstheorien einordnen und belächeln. Eine Internationale oder globale politische Agenda? Konspirative Verbindungen zwischen Politik und Medien? Das ist viel zu 1984-Style!
Aber reden wir nicht von der neuen Weltordnung, sondern von der internationalen politischen Agenda. Die gibt es nämlich wirklich, und die spielt sich vor unseren Augen ab. Tag für Tag, Jahr für Jahr. Und das beste: sie liegt auf schwarz-weiss vor, ist noch nicht einmal geheim und für jeden zugänglich. Und das allerbeste: dieses Beispiel zeigt nicht nur diese Agenda, sondern gleichzeitig einige der Verbindungen von Medien und Politik.
Dazu reicht ein Blick auf die Rubrik "Kronberger Nahost-Gespräche" (engl.: Kronberg Talks) auf der Webseite der Bertelsmann Stiftung.
Erstmal: Was ist die Bertelsmann-Stiftung? Diese Artikel in Wikipedia und der unabhaengigen neuen Rheinischen Zeitung geben einen guten Ueberblick ueber den Medien-Giganten. Die Stiftung wurde 1977 von Reinhard Mohn gegründet und hält 77,6 Prozent des Aktienkapitals der Bertelsmann AG. Das bedeutet (was gleichzeitig auch ein Kritikpunkt ist), dass die Übertragung von drei Vierteln des Aktienkapitals auf die Stiftung gut zwei Milliarden Euro Erbschafts- oder Schenkungssteuer [spart] und die jährliche Dividenden-Zahlung an die Stiftung steuerfrei [ist].
Im Jahre 2002 hat die Firma Bertelsmann erstmals zugegeben, über ihre Nazi-Vergangenheit gelogen, und im 2. Weltkrieg eine Vielzahl anti-semitischer Bücher veröffentlicht zu haben.
Die neue Rheinische Zeitung beschreibt die Aktivitäten von Bertelsmann wie folgt:
„Ob Privatisierung öffentlicher Dienste oder Einführung von Studiengebühren, ob Hartz IV und Sozialkürzungen oder globale Militärinterventionen und Vorgaben zur Aufrüstung, Schaffung neuer Hochschulgesetze oder eines einheitlichen Arbeitsgesetzbuches: Die gesellschaftspolitische Agenda der Bundesrepublik wird von der Bertelsmann-Stif­tung entworfen. Diese “gemeinnützige” und steuerbegünstigte “Reformwerkstatt”, die zugleich das größte Aktienpaket am Bertelsmann-Konzern als weltweit viertgrößten Medienunternehmen hält, stellt die erfolgreichste Public-Private-Partnership dar – nicht allein auf Firmenprofit, sondern zugleich auch auf gesellschaftliche Steuerung ausge­richtet.”


Man beachte, dass die obigen Aussagen auch über die in Wikipedia referenzierten Quellen nachgeprüft werden können.
Und was sind die "Kronberger (Nahost-)Gespräche" (engl.: Kronberg Talks)?
Das folgende ist direkt der Webseite von Bertelsmann entnommen:
In the frame of the project "Europe and the Middle East" as a follow-up of the 10th Kronberg Talks of the Bertelsmann Stiftung, experts from the Middle East, Europe and the US have written policy papers this month to discuss the subject from different pionts of view. Additional experts are invited to offer their analysis and recommandations here.
Der folgende Report, oder besser gesagt Policy Paper mit dem Titel (übersetzt) "Schritte zu ausgedehnter Stabilität", welches sich mit der Rolle Europas im Mittleren Osten und Nordafrika befasst, kann von der Webseite der Bertelsmann Stiftung geladen werden:




Hier ein Auszug:


Der Aufmerksame Leser hat sogleich bemerkt, dass 1) dieser Report aus dem Jahre 1999 stammt und 2) eine Verbindung zwischen Wirtschaft, Politik und Medien offensichtlich wird. Noch besser zeigt dies das folgende Exzerpt von S. 8:



Die Aussage dieses Abschnitts ist, dass in den mittleren bis späten 90'ern die scheinbar stabile politische Lage im Mittleren Osten oft auch wirtschaftliche Stagnation bedeutete, weswegen sich der Mittlere Osten mit Mechanismen der kontrollierten Unterbrechung, welche die schrittweise Anpassung regionaler und lokaler wirtschaftlicher und politischer Systeme an neue Umstände ermöglichen würden, abfinden müsse.
Obwohl auch externe Kräfte eine Rolle bei der Schaffung oder Verschärfung von Konflikten und Instabilität gespielt haben, tragen regionale Regimes grosse Verantwortung für die düstere Wirtschaftliche Leistung des Mittleren Ostens. Als ein Resultat stehen Regierungen in der Region vor einer Herausforderung: Entweder die Anpassungen zu machen, die notwendig sind, um am Wettbewerb teilzunehmen, oder so weiterzumachen wie bisher und untergraben zu werden.


Welche Informationen kann man denn nun daraus ableiten?


1. Das Beispiel der Bertelsmann-Stiftung, in deren Vorstand sich hochkarätige Vertreter aus Politik und Wirtschaft befinden, zeigt ganz deutlich, dass Medien, Politik und Wirtschaft nicht nur eng miteinander verknüpft sind, sondern dass die Medien grossen Einfluss auf die Politik nehmen. Die Bertelsmann-Stiftung ist beratend für die Deutsche Bundesregierung tätig und wird u.a. dahingehend kritisiert, dass sie keine parteipolitische Neutralität besitze und vor allem Politiker und Beamte mit wirtschaftsliberalen Ansichten in ihre Projekte einbinde.


2. Das Diskussionspapier zu den "Kronberger Gesprächen" zeigt deutlich, inwiefern sich die Bertelsmann-Stiftung auch in Aussenpolitische Angelegenheiten einbringt und diese offensichtlich mitbeeinflusst. Sie schreibt eine Agenda für Europa, die neben der Förderung nachhaltiger politischer Stabilität, Verhinderung militärischer Bedrohung und allgemeiner humanitärer Interessen als ziemlich schwammige Ziele aber auch ganz konkret den Zugang zu Energieresourcen und Sicherheit von Handelswegen, sowie die Entwicklung des regionalen wirtschaftlichen Marktpotentiales und die Attraktivität fuer Europäische Investoren und Waren, verfolgt.


3. Es scheint sich im Falle des Mittleren Ostens also vordergründig um Europas wirtschaftliche Interessen zu drehen, Konflikte und Destabilisierung werden durch "externe Kräfte" hervorgerufen, und Regierungen müssen sich anpassen oder werden untergraben. Dies sind Kernaussagen des Discussion Papers der Bertelsmann-Stiftung, welche u.a. für die Deutsche Bundesregierung beratend tätig ist.  
Betrachtet man sich die Lage im Mittleren Osten zwischen 1999 und heute (2011), erkennt man folgendes:
  • Im Mittleren Osten gibt es Konflikte und Destabilisierung
  • Regierungen werden untergraben
  • Andere in dem Report genannte Faktoren (Humanitäre Interessen, wie z.B. die Wahrung der Menschenrechte, und die Verhinderung militärischer Bedrohung) werden in der öffentlichen Kommunikation sowie der Rechtfertigung für Angriffskriege verwendet.
Kaum ist ein Regime ausgewechselt, wie z.B. in Libyen, passiert folgendes (nachzulesen in der New York Times vom 28.10.2011):





Die Konflikte des Mittleren Ostens wurden als "Arabischer Frühling" bezeichnet, und der Spiegel, welcher über obskure Wege mit Bertelsmann verflochten ist, hilft stets bei der Berichterstattung - so auch im Falle Syriens (Aufstand in Syrien) oder dem Iran (Iranisches Atomprogramm).


Abschliessend sei die Bemerkung gestattet, dass sich die tatsächlichen Ereignisse im Mittleren Osten sehr stark an den 'Schritten zur ausgedehnten Stabilität' der Bertelsmann-Stiftung zu orientieren scheinen. Wäre der Report noch genauer darauf eingegangen, inwiefern die Regierungen der Region "untermauert" werden, wenn sie nicht den kapitalistischen Massgaben nachkommen, oder durch externen Einfluss destabilisiert werden, blieben noch nicht mal mehr zwei Punkte, die man einfach miteinander verknüpfen muss.http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-204566E1-1134EFD7/bst_engl/hs.xsl/6360_32309.htm

Warum Verschwörungstheorien ihre Berechtigung haben

"Als Verschwörungstheorie bezeichnet man im weitesten Sinne jeden Versuch, ein Ereignis, einen Zustand oder eine Entwicklung durch eine Verschwörung zu erklären, also durch das zielgerichtete, konspirative Wirken von Personen zu einem illegalen oder illegitimen Zweck" (Wikipedia)


Als Verschwörungstheoretiker werden heutzutage vor allem diejenigen bezeichnet, die die offiziellen Begründungen von Regierungen zu den Ereignissen unserer Zeit und des öffentlichen Interesses, verbreitet durch die Medien, im Kern anzweifeln, bzw. Rückfragen z.B. zu Details des Hergangs, den Beweisen oder den Ergebnissen stellen.
Das Wort an sich hat eine negative Konnotation, und für den "vernünftig und rational" denkenden Menschen, der Verschwörungstheorien für gewöhnlich belächelt, ist es die Antwort auf Fragen, auf die es keine Antwort gibt bzw. eine Antwort, die aber unstimmig ist oder weitere Fragen aufwirft.
Selbstverständlich kann es kein zielgerichtetes, konspirative Wirken von Personen zu einem illegalen oder illegitimen Zweck oder sonstige geheimen Absprachen geben - die Vorstellung ist fuer den "vernünftig und rational" denkenden Menschen einfach zu absurd. Vor allem, wenn es dabei um Politik (Regierungen), Wirtschaft (Firmen) oder Glauben (Religion) geht. Wie sollte das denn auch funktionieren?
Das ist auf der anderen Seite aber auch ein wenig verwunderlich. Heimliche Absprachen kennen wir doch nur zu gut aus der Wirtschaft -  diese Preisabsprachen unter Firmen nennt man "Kartelle" - und es gibt extra Gesetze, die diese Absprachen verbieten. Das folgende Bild stammt von Spiegel Online:




Also gibt es tatsächlich geheime Absprachen. Die höchstwahrscheinlich nicht in einem okkulten Keller-Ritual getroffen werden, sondern der Einfachheit halber per Telefon- oder mittlerweile auch Videokonferenz.
Wenn es also heimliche Absprachen zwischen Konzernen gibt, die auch noch zum Nachteil der Kunden sind, warum sollte es denn nicht auch geheime Absprachen zwischen Regierungen (zum Nachteil der Bürger) oder Religionen (zum Nachteil der Gefolgschaft) geben? Natürlich immer mit dem "höheren Ziel" (oder persönlicher Bereicherung von Individuen oder Gruppen) im Hinterkopf?
Denkt sich der vernünftig und rational denkende Mensch etwa, alle politischen Beschlüsse, vor allem die brisanten, werden live in den Tagesthemen präsentiert und ausgiebig diskutiert, damit sich das breite Volk eine Meinung bilden und womöglich noch mitentscheiden kann? Eigentlich beschwert sich die breite Masse der Menschen ja eher darüber, dass die Regierung Entscheidungen entgegen dem Willen des Volkes trifft. Und ohne vorherige Information oder Mitentscheidung der Bürger. Wo und wie werden z.B. Finanzpolitische Entscheidungen getroffen? Entscheidungen, in welchen Ländern die Deutsche Bundeswehr mit in den Krieg zieht?
Weiterhin ist es allgemeines Wissen, dass es Geheimdienste gibt (z.B. BND, CIA, FBI, MI6 etc.), und dass diese Organisationen bzw. geheimen Dienste der Regierungen durchaus ausserhalb der Justiz und dem Auge der Öffentlichkeit arbeiten. Dass Absprachen getroffen werden (müssen), die nicht für die Ohren der Öffentlichkeit gedacht sind, liegt nicht nur auf der Hand, sondern gehört auch zum allgemeinen Wissen.
Aus diesen besagten Gründen scheint es, dass Verschwörungstheorien durchaus ihre Berechtigung haben, vor allem wenn man Verschwörungen als das sieht, was sie sind, nämlich zielgerichtetes, konspiratives Wirken von Personen zu einem illegalen oder illegitimen Zweck.

Die Notwendigkeit eines Kritischen Blickes

Der Begriff "Brot und Spiele" (Wikipedia; Lat.: panem et circenses), der der Satire X des römischen Satirikers und Poeten Juvenal (ca. 100 AD) entstammt, ist allgemein eine Metapher fuer oberflächliche Mittel zur Besänftigung. Dieser Begriff wird, was Politik betrifft (Besänftigungs-; Beschwichtigungspolitik), dazu verwendet, die Schaffung von öffentlicher Zustimmung zu beschreiben, und zwar nicht durch exemplarische oder aussergewöhnliche oeffentliche Leistungen oder Politische Führung, sondern durch Ablenkung, Distraktion und/oder die blosse Befriedigung der unmittelbaren, seichten Bedürfnisse der breiten Masse der Bevoelkerung. Der Begriff impliziert auch die Erosion oder Ignoranz der Bürgerpflicht unter den Sorgen und Bedenken des gemeinen Volkes (da das gemeine Volk ja durch panem et circenses abgelenkt ist).
Was also vor 2000 Jahren schon galt, gilt heute noch immer. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass das Brot von MacDonald's & Co. stammt, und man sich die Spiele bequemer- und vor dem Fernseher sitzenderweise direkt aus dem eigenen Wohnzimmer anschauen kann - man hat sich sogar die Mühe gespart, sich in die nächste Arena zu begeben, um sich Gladiatorenkämpfe anzusehen.
Warum das hier erwähnt wird ist, dass die Metapher "Brot und Spiele" scheinbar heute noch Gültigkeit besitzt, und zwar 2000 Jahre, nachdem sie geprägt wurde. Und das scheint von immenser Bedeutung für die Politiker und die politischen Aktivitäten von heute; man betrachte sich nur einmal die Geschehnisse der letzten paar Jahrzehnte, und was auf der Welt passiert ist. Allerdings scheint sich der Grossteil der Bevölkerung nicht dafür zu interessieren.
Dieser Blog wirft einen kritischen Blick auf vergangene und gegenwärtige Ereignisse; ein informierter Blick, soviel muss gesagt werden, und kein Blick, der auf Fehlinformationen durch mangelnde Quellen beruht. Informiert bedeutet auch "International", was essentiell ist, um Ablenkungsmechanismen öffentlicher Meinungsmache innerhalb eines Landes zu identifizieren. Nichtsdestotrotz entstammen die bereitgestellten Informationen privater Forschung, und es liegt voll und ganz bei den geschätzten Lesern, deren Bedeutung für sich selbst zu entscheiden.
Heutzutage ist es ungemein wichtig, dass wir, das Volk, eine kritischere Betrachtungsweise an den Tag legen - bezüglich Geschehnissen dieser Welt, wie diese passieren, und wie man uns sagt dass sie passieren. Was sind die Konsequenzen von Geschehnissen und Entscheidungen die getroffen werden, wer profitiert davon und warum? Unglücklicherweise ist es ein allzu leichtes, Andersdenkende, kritische Personen und Menschen, die Fragen stellen, als "Verschwörungstheoretiker" abzustempeln und zu ignorieren. Was auch verständlich ist, schliesslich lief die "Wahrheit" ja im Fernsehen.
Seltsamerweise scheint es in der Wirtschaft etwas anders zu sein. Firmen auf der ganzen Welt suchen die besten und talentiertesten Mitarbeiter, und besonders diejenigen, die die Fähigkeit "to think out of the box" besitzen. Wahrscheinlich haben besonders die Leute, die in einer grösseren Firma arbeiten, den Begriff irgendwann einmal schon gehoert. Der Begriff "to think out of the box" bedeutet soviel wie "ein Problem von verschiedenen Seiten betrachten" und auch mal andere Wege zu finden, es zu loesen. Das erfordert sowohl eine kritische Betrachtungsweise (für die Dinge, die falsch laufen oder die es zu verbessern gilt), als auch Kreativität (um Wege zu finden, diese zu verbessern).




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